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 „pe ‘90“ und die Vielfalt der Kunst

 „Gruppe ‘90“ und die Vielfalt der Kunst

Die Künstlervereinigung „Gruppe ‘90“ gestaltet die erste Ausstellung nach der sitzungsfreien Zeit bestreiten. Es ist zudem die erste Ausstellung im Landtag nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Name der Künstlergruppe leitet sich aus dem Gründungsjahr 1990 ab, in dem sich interessierte Volkskünstler, Zirkelleiter Malerei und Mitglieder der Förderklasse zusammengeschlossen haben. Diese Gemeinschaft hat sich bis heute gehalten, was bei Künstlervereinigungen sehr beachtenswert ist. 2020 feiert die „Gruppe ‘90“ ihr 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt sie unter dem Titel „Begegnungen in Grafik und Malerei“ im September 2020 im Landtag von Sachsen-Anhalt eine Jubiläumsausstellung.


Eine Ausstellungseröffnung der etwas anderen Art gestalteten die Künstlerinnen und Künstler der „Gruppe ‘90“: Statt vieler Besucherinnen und Besucher waren die Kunstschaffenden vor Ort, um ihre Werke in einem Ausstellungsrundgang selbst vorzustellen – insbesondere vor der Kamera, wodurch ein virtueller Rundgang zustande kam, der Interessierten die Möglichkeit gibt, die Ausstellung – statt sie persönlich zu besuchen – via Internet anzuschauen oder zumindest einen guten ersten Eindruck zu gewinnen.

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Anmerkung:Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch eröffnete die Ausstellung im Landtag. Foto: Stefan Müller

Große Vielfältigkeit in den Werken

„Die Vielfältigkeit, die Unterschiedlichkeit der Bilder passt perfekt zum Ausstellungsort“, betonte Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch, denn auch im Landtag kämen sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen und also auch Geschmäcker zusammen. Die Künstlergruppe, die bereits seit 30 Jahren besteht, hatte bereits zum zehnjährigen Jubiläum eine Ausstellung im Landtag gestalten können. Nun, zwanzig Jahre später, ist die Gruppe zurück in Sachsen-Anhalts Parlament.

Künstlerinnen und Künstler halten zusammen

Viele unabhängige Künstlerinnen und Künstler hätten den Weg des Vereins beschritten und gestaltet, sagte Klaus Fezer, selbst Mitglied der Gruppe. Was nun hält eine solche Gruppe dreißig Jahre lang zusammen? Eine der Klammern sei vor allem die Freude an der künstlerischen Arbeit, das gemeinsame künstlerische Schaffen. Einmal im Monat komme die Gruppe beispielsweise zum gemeinsamen Aktzeichnen zusammen.

Aber es seien auch die Landschaften, das Arbeiten in der Natur. Das „Naturerlebnis“ hat Kunstschaffende aller Genres über die Jahrhunderte hinweg beflügelt. „Die künstlerischen Handschriften in unserer Gruppe sind vielfältig, denn freilich sind wir auch Einzelschaffende“, erklärte Klaus Fezer. Die gemeinsamen Ausstellungen böten die Möglichkeit, sich zu präsentieren – auch das trage zum Zusammenhalt in der Gruppe bei. Ausstellungen hätten die Mitglieder neben nationalen Exhibitionen längst auch ins Ausland geführt.


 ‘90“ und die Vielfalt der Kunst

KÜNSTLERVEREINIGUNG
Begegnungen seit drei Jahrzehnten

23.10.2020

                                       Ölmalerei des Zerbsters Klaus Fezer: „Der Traum des Harlekins“ war im September in der Ausstellung im Landtag zu sehen.           Foto: Künstlervereinigung

Die Künstlervereinigung "Gruppe 90" veranstaltet seit 30 Jahren gemeinsame Ausstellungen und Workshops in Magdeburg.

Von 

Grit Warnat 

Magdeburg l Eine Künstlervereinigung mit sehr verschiedenen Charakteren über Jahrzehnte am Leben zu halten, ist keine Selbstverständlichkeit. Keiner weiß das besser als Klaus Fezer. Der Maler und Grafiker, 1943 im thüringischen Sondershausen geboren, Kunstpädagogik-Studium in Weimar, Erfurt und Leipzig, war 1990 Mitbegründer und ist seitdem Mitglied des elfköpfigen Zusammenschlusses. Er erlebte so manchen Wechsel, weil einige der damaligen Gründungswegbegleiter wie Eberhard Frank aus Schönebeck oder der Magdeburger Gerd Bunzenthal verstorben sind.

Monatliches Akt-Studium

Fezer hat sein Atelier in Zerbst. Jeder in der Gruppe arbeite selbständig, aber auch Einzelschaffende bräuchten Austausch, gemeinsame künstlerische Begegnungen, sagt der Zerbster. Gruppenarbeit schmiede einerseits zusammen, andererseits biete sie Potenzial für Auseinandersetzung. Er spricht von Klammern des gemeinsamen Wirkens, des Zusammenhaltes und erzählt von den monatlichen Zusammenkünften für das Akt-Studium in Magdeburg, den einmal jährlich stattfindenden Workshops, den gemeinsamen Ausstellungen, den alljährlichen Landschaftspleinairs.

Erst Anfang Oktober war die Gruppe in Ahrenshoop und hat sich inspirieren lassen – nicht nur von der Aura des Ortes, natürlich auch von der Landschaft, die schon vor 125 Jahren namhafte Künstler verschiedenster Kunstrichtungen anzog und damals bereits anregte zu lebendiger Diskussion.

Einmal im Jahr zieht es die Vereinigung gemeinsam zum Pleinair. Elbsandsteingebirge, Harz, Elblandschaft, der Darß. Fezer erzählt, wie wichtig es sei, Landschaft bei Wind, Sonne, Regenschauern mit allen Sinnen zu erfassen und geistig für sich zu verarbeiten. Jeder in der Gruppe habe solche Eindrücke auf seine Weise künstlerisch verarbeitet. Das sei schöpferische Suche.

Unterschiedliche Handschriften

Wie verschieden die Sichten und wie unterschiedlich die Handschriften der Gruppenmitglieder sind, konnte man im September in der Ausstellung der „Gruppe 90“ im Landtag sehen. Siegfried Thiele zeigte dort seine farbintensive "Ostseestimmung", Werner Opelka eine "Landschaft" mit Wald, Fluss und Häusern, Bettina Kieslich einen "Strauß von der Streuwiese", Wolfgang Wähnelt eine "Bördelandschaft" mit gelben und grünen Feldern. Sabine Zimmerhäkel hat Mensch und Natur in Beziehung zueinander gesetzt. In den Aquarellen von Bernd Bluhm strömten Naturgewalten auf den Betrachter ein und das Wechselspiel von Sonne, Wolken, Wasser. Fezer stellte Landschaften mit Dom und Magdeburger Kugel aus, ebenso seinen Harlekin – ein Bild, auf dem großspurig Reden geschwungen werden.

Einmal im Jahr ist solch eine gemeinsame Präsentation geplant. Das schafft Öffentlichkeit. Sie ist der Gruppe wichtig. Karin Hamann, die Ärztin aus Schönebeck, malte schon zu Studienzeiten und ist seit zehn Jahren Mitglied bei den 90ern, hält wie einen Fächer die Einladungskarten zu den vielen Ausstellungen in der Hand. Mit dabei auch jene für "Art-mobile", noch ein Projekt, mit dem die Künstlervereinigung sowohl auf Inspiration als auch auf Öffentlichkeit setzt. Direkt zur Musik würden erste Eindrücke verarbeitet, sagt Hamann. Das Orchester spielt in der Kirche oder der Organist an der Orgel und hinten sitzen die Künstler und halten die Klänge mit Pinseln und Stiften in ersten Grundzügen fest. Karin Hamanns so entstandene "Violine" gehörte zu den Exponaten in der Landtagsexposition.

Vom Architekten bis zum Buchillustrator

Gründungsmitglied Fezer zeigt sich stolz, dass die "Gruppe 90" bereits drei Jahrzehnte Bestand hat und zu Begegnungen lädt. Alter, Krankheit, Tod haben in den vergangenen Jahren dezimiert, aber auch wieder Neue zur Gruppe stoßen lassen. Die Mitglieder entscheiden über die Aufnahme. Per Mehrheitsbeschluss. In den 30 Jahren ist die Vereinigung jedenfalls wie die künstlerische Herangehensweise jedes Einzelnen geblieben – sehr verschieden. Sie reicht vom Architekten über die Ärztin bis hin zum Buchillustrator. Man begegne sich auf Augenhöhe, sagt Fezer über das bis heute funktionierende Miteinander.